BUND Ortsverband Langen Egelsbach
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Vortrag "Klimaschutz durch E-Mobilität"

08. Mai 2025

 (Bild: U.Scholz)

Elektromobilität als Schlüssel zum Klimaschutz 

Vortrag des BUND Langen-Egelsbach beleuchtet Chancen und Herausforderungen

Langen, 08. Mai 2025 – Angesichts einer politischen Agenda, in der der Klimaschutz aktuell eher eine Nebenrolle spielt, erinnerte Jürgen Schilling beim Vortrag des BUND Langen-Egelsbach eindringlich an die Dringlichkeit der Klimakrise. Unter dem Titel „Klimaschutz durch Elektromobilität?“ analysierte der frühere Elektromobilitäts-Experte der Landesenergie Agentur Hessen im Evangelischen Gemeindezentrum Johannes in Langen die Rolle des Verkehrssektors und zeigte mögliche Auswege auf.

Kipppunkte und globale Verantwortung

Eingangs betonte Schilling die dramatischen Folgen des Klimawandels anhand sogenannter Kipppunkte – kritischer Schwellen im Erdsystem, deren Überschreiten irreversible Kettenreaktionen auslöst. So könne die Eisschmelze nicht nur den Meeresspiegel steigen lassen, sondern auch Meeres- und Luftströmungen verändern – mit gravierenden Folgen wie Extremwetterlagen und Dürren. Besonders alarmierend: das Schmelzen der Permafrostböden in der Arktis, das große Mengen klimaschädlicher Gase freisetzt, sowie das drohende Verschwinden tropischer Korallenriffe und die ökologische Krise im Amazonasgebiet, den beiden Lebensräumen mit der höchsten Biodiversität auf der Erde.

Verkehrssektor unter Druck

Der Verkehrssektor sei laut Schilling ein entscheidender Hebel zur CO₂-Reduktion: Weltweit sei der Verkehr für etwa 25 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich – allein der Straßenverkehr verursache davon 70 %. Trotz politischer Maßnahmen zur Verkehrsverlagerung und -vermeidung habe sich bislang wenig bewegt. Die Effizienzpotenziale des Verbrennungsmotors seien nahezu ausgeschöpft.

Mit dem ab 2035 geltenden Verbot neuer Verbrennerfahrzeuge in der EU sei ein Umdenken unausweichlich. Schilling stellte einen klaren Effizienzvergleich zwischen verschiedenen alternativen Antrieben auf: Elektroautos schneiden im Vergleich zu Wasserstoff, eFuels oder Biokraftstoffen am besten ab. Besonders kritisch sieht er die aktuelle Diskussion um HVO 100, oft fälschlich als „Klimadiesel aus Frittenfett“ bezeichnet: In Wahrheit bestehe der Kraftstoff zu 99 % aus Palmöl oder dessen Derivate – mit entsprechenden Umweltfolgen.

Elektromobilität wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll

Vorbehalte gegenüber der Elektromobilität – wie hohe Anschaffungskosten, begrenzte Reichweite oder fehlende Ladeinfrastruktur – relativierte Schilling. Bereits heute sei die Gesamtkostenbilanz (Total Cost of Ownership) von Elektroautos günstig, und mit sinkenden Batteriepreisen würden auch die Einstiegspreise fallen. Zudem sorge die steigende CO₂-Abgabe dafür, dass das Fahren mit Verbrennern zunehmend unattraktiv werde.

Bei der Ladeinfrastruktur rechnet Schilling mit einem Ausbau – insbesondere durch das GEIG, das viele Unternehmen verpflichtet, Ladepunkte auf ihren Parkplätzen bereitzustellen. Öffentliche Ladevorgänge werden laut Prognosen nur etwa 20 % aller Ladevorgänge ausmachen. Zentrale Rolle spiele künftig der Ausbau leistungsfähiger Schnellladehubs – bevorzugt auf Supermarktparkplätzen oder entlang von Autobahnen. So fördere der Bund den Aufbau über das „Deutschlandnetz“, wo auch im Raum Langen/Dreieich derzeit nach einem Standort für ein Schnellladehub mit 12 Ladepunkten gesucht wird, von denen jeder Ladepunkt eine Leistung von mindestens 200 kW bereitstellen müsse.

Rohstoffe, Recycling und Stromquellen

Auch die Umweltbelastung durch den Rohstoffabbau – insbesondere von Lithium, Kobalt und Seltenen Erden – wurde thematisiert. Schilling zeigte sich optimistisch: Die Entwicklung gehe in Richtung kobalt- und lithiumfreier Batterien, während steigende Rohstoffpreise das Recycling wirtschaftlich attraktiver machten.

Elektromobilität mache jedoch nur dann wirklich Sinn, wenn der genutzte Strom aus erneuerbaren Energien stamme – sowohl in der Produktion als auch im Betrieb der Fahrzeuge. Ebenso sei klar: Klimaschutz könne nicht durch den reinen Austausch von Verbrennern durch Elektroautos gelingen. Nötig seien auch ein deutlicher Rückgang des Individualverkehrs, mehr Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr, der Ausbau von Fahrradwegen und des Schienengüterverkehrs – sowie politische Maßnahmen wie ein Tempolimit oder die Abschaffung der Pendlerpauschale.

Fazit

Mit fundierten Fakten und einem klaren Appell für einen konsequenten Wandel zeigte Jürgen Schilling, dass Elektromobilität ein bedeutender Teil der Lösung im Kampf gegen die Klimakrise sein kann – aber nur eingebettet in ein ganzheitliches Mobilitätskonzept. Der BUND Langen-Egelsbach unterstrich mit der Veranstaltung einmal mehr, wie wichtig lokale Bildungsarbeit für das globale Ziel des Klimaschutzes ist.

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