Der Regen konnte den interessierten Spaziergängern nichts anhaben. (Foto: U. Scholz)
Seit einigen Wochen stand der Termin für unseren Waldspaziergang mit dem Langener Forstamt fest. Und je mehr wir Werbung für diese Veranstaltung in Egelsbach und Langen gemacht haben, desto gespannter war unser Blick in die Wetterapp und das Regenradar. Denn mit dem Sommeranfang kam der lang ersehnte Regen, und so war dieser beim Waldspaziergang im Egelsbacher Wald mit von der Partie. Unter dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter“ fanden sich schließlich etwa 40 Besucher aus Langen, Egelsbach und Umgebung am Startpunkt der Waldbegehung zusammen.
Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung durch unser Vorstandsmitglied Astrid Steckhan übernahmen Forstamtsleiter Melvin Mika und der Revierleiter für die Gemeinde Egelsbach, Herr Alexander Wiegand, die Führung durch „ihren“ Wald.
An mehreren Stationen ging es um die Folgen der Trockenheit für den Wald, um die Ökologie, um die vielfachen Aufgaben der Förster und ihre aktuellen Projekte. Das Trommeln der Regentropfen auf den Regenschirmen und der typische Geruch des Waldes im Regen begleiteten uns auf dem Weg.
Kampf gegen Trockenheit und Stürme
Seit 2018 kämpft der Wald in unseren Breiten mit verstärkter Trockenheit, Starkregenereignissen und auch heftigen Stürmen. War der Wald schon vorher geschwächt, dann hinterließen die Stürme zum Teil große Schneisen der Verwüstung. Lücken, die das Forstamt seitdem wieder zu schließen versucht.
Der Wald als Ökosystemdienstleister
An einem kleinen Tümpel wurden die Besucher darauf aufmerksam gemacht, wie der Wald auf dem kleinsten Raum eine soziale, eine wirtschaftliche und eine ökologische Funktion erfüllt. Da sind Amphibien und Wasserinsekten in dem Tümpel, die für die ökologische Vielfalt im Wald sorgen. Da sind Buchen, die eines Tages zum Parkett oder Möbelstück verarbeitet werden. Und da ist der Waldweg, auf dem wir standen und der die Bürger ganzjährig zum erholsamen Spaziergang einlädt. Entlang dieses Weges stapften die Waldbesucher in Gummistiefeln oder Wanderschuhen, in Regenjacken oder mit Regenschirmen gewappnet zur nächsten Station des Waldspaziergangs.
Zukunftsperspektiven für den Wald
Ein schmaler Weg, daneben eine kleine Lichtung. Hier teilten Herr Mika und Herr Wiegand ihre Zukunftsvorstellungen mit den Besuchern. Sie machen sich Gedanken, was für einen Wald sie den nächsten Generationen übergeben werden. Sie hoffen, einen gesunden, einen vielfältigen. Sie sorgen für Naturverjüngung und schlagen kleine Lichtungen im Wald, indem sie Kiefern oder Eichen fällen, damit sich auf diesen freien Flächen neue und vor allem junge Bäume ansiedeln. Hoffentlich Kirschen, Linden, oder Buchen, damit ein Mischwald entsteht. Leider werden die Bemühungen um einen Mischwald durch die amerikanische, spätblühende Traubenkirsche oft sabotiert. Um diese in Schach zu halten, wendet das Team des Forstamtes nur ökologisch nachhaltige Methoden an, auf chemische Mittel (wie Glyphosat) wird verzichtet. Es geht ein Raunen durch die Runde, als man erfährt, dass das woanders ein gängiges Mittel ist.
Förderprogramm für klimaangepasstes Waldmanagement
Auch die Verkehrssicherung gehört zu den Aufgaben der Förster. Das Freihalten der Wege, die Kontrolle der Zäune und der Bau der Wege ist eine Daueraufgabe. Außerdem wird aktuell intensiv an der Erfüllung der Kriterien für das Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ gearbeitet, erfuhren wir. Für die Gemeinde Egelsbach steht dabei der ökologische Aspekt im Fokus und so fließen Fördermittel aus diesem Programm direkt wieder in den Waldumbau. Da die Gemeinde Egelsbach schon seit vielen Jahren mehr in den Wald investiert, als Gewinn herauszuschlagen, sind die meisten der Kriterien für das Förderprogramm erfüllt. Die Wurzeln von gefällten Bäumen bleiben zum Beispiel im Boden und liefern so Nährstoffe für die Erde und bieten einen Lebensraum für kleine Tiere, Insekten und Pilze. Herr Wiegand hat in den letzten Wochen händisch Habitatbäume oder Habitatbaumanwärter markiert. Für die Erfüllung des entsprechenden Förderprogrammkriteriums müssen 5 Habitatbäume pro Hektar markiert werden, welche dauerhaft auf der Fläche verbleiben. Diese alten Bäume sind ein besonderer Lebensraum für Vögel, für Fledermäuse, für Insekten, Moose, für Flechten und daher besonders wichtig.
Zu Schaffen macht den Förstern die Rehpopulation, die in den letzten Jahren stark angewachsen ist. Junge Eichen haben daher ohne Schutz vor Verbiss keine Chance, groß zu werden. Hier helfen sich Herr Mika und Herr Wiegand mit Zäunen für den großflächigen Schutz der Jungpflanzen. Auch die Zusammenarbeit mit der Jägerschaft ist in diesem Zusammenhang wichtig. Die beiden Förster stellen klar: „Das Rehwild gehört unabdingbar zum Wald dazu.“. Da jedoch der Druck auf die Population fehlt, die warmen Winter begünstigen zudem mehr Nachwuchs, bleibt es eine Daueraufgabe, die Rehpopulation zu beobachten und in regelmäßigen Abständen auch zu bejagen.
Ein spannender und lehrreicher Abend
Zurück am Ausgangspunkt der Führung angekommen sind alle Besucher froh über den schönen Spaziergang im Regen und über die vielen interessanten Fakten zum Wald. Und auch Herr Mika und Herr Wiegand freuen sich über ein so interessiertes und großes Publikum. In der Aussicht, dass es noch viele weitere spannende Führungen geben wird, verabschiedeten wir uns voneinander, kurz bevor der nächste Regenschauer niederprasselt.