60 Jahre Abwasserband Langen-Egelsbach-Erzhausen
Am 30. August 2024 nahmen einige unserer aktiven Mitglieder an einer öffentlichen Führung im Klärwerk Langen statt. Die Tour durch die Anlage war Teil des 60-jährigen Jubiläums des Abwasserzweckverbands Langen/Egelsbach/Erzhausen.
Geschäftsführerin Eva-Maria Frei begrüßte uns am Eingang der Kläranlage und gab hier erste spannende Infos zum Abwasserzweckverband und wie das Abwasser der drei Kommunen in die Kläranlage gelangt. Dabei standen wir genau über dem Bereich, in dem sich die Sammelrohre von Langen, Egelsbach und Erzhausen treffen. Bei trockenem Wetter rauschen so ca. 200 Liter Abwasser pro Sekunde in die Kläranlage.
Die einzelnen Klärstufen
Zum ersten Mal sahen wir dieses Wasser aber erst, als wir in das Gebäude hinter dem Eingangstor gelangten. Dort befindet sich die erste Rechenanlage, in der grobe Inhaltsstoffe über einen mechanischen Rechen vom Wasser getrennt werden. Hier und an der zweiten, feineren Rechenanlage sind die Düfte recht streng, doch wir gewöhnten uns schnell daran - denn die Faszination über die Anlage war größer.
Nachdem wir die Rechenanlagen und den Fettfang passiert haben (Fett aus Essenresten erstarrt und schwimmt oben), ging es zu den größeren, offenen Becken, in denen die Vorklärung stattfindet. Schwerere Teilchen und Sand sinken hier zu Boden und werden so vom Wasser getrennt. Dieser Schlamm wird entsorgt.
Nun lag die mechanische Reinigung hinter uns und es ging weiter zu riesigen 6 Meter tiefen "Belebungsbecken", in denen die biologische und chemische Reinigung stattfindet. In diese offenen Becken fließt ständig neues Wasser aus den ersten Reinigungsstufen nach. Bakterien, welche Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen in Gase und Feststoffe unter Beteiligung von Luftsauerstoff umsetzen, leben in diesen Wassertanks. Die Inhaltsstoffe des Wassers beginnen dann über Zugabe chemischer Stoffe auszuflocken
Langens größter "Schokobrunnen"
Damit die Ausflockung gut gelingt, darf sich das Wasser ab jetzt nur langsam bewegen. Und so kommt Langens "größter Schokobrunnen" zum Einsatz.
Es handelt sich um einen Überlauf von den Belebungsbecken zur Nachklärung, um dem Wasser die kinetische Energie zu entziehen. So kann der Schlamm danach langsam zu Boden sinken.
Das Wasser hat nach dieser Station noch keine Trinkwasserqualität. Mit einer vierten Reinigungsstufe, die derzeit in Planung ist, wäre dies jedoch machbar. Förderanträge für diese 18-Millionen Euro teure Investition sind beim Umweltministerium des Bundes eingereicht.
Unser Besuch wurde "live" sehr viel ausführlicher durch Frau Frei begleitet und hat eine knappe Stunde gedauert (inklusive Besichtigung der Kelleranlage). Es wurde uns nicht langweilig, und wir können an dieser Stelle nur empfehlen, das jeder so eine Führung mitmachen sollte. Denn hier kann man viel über einen sehr wichtigen Teil unseres Wasserkreislaufs lernen.
Uns ist beim Gang über das Gelände aufgefallen, dass hier richtig viel für die Biodiversität getan wird. Freiflächen werden meist als Wiesen bewirtschaftet, Stauden und Blühpflanzen locken Insekten an, einige Obstbäume säumen die Wege. Und die tierischen Mitarbeiter, vier Alpakas, sorgen seit diesem Sommer für eine ökologisch nachhaltige Mahd.
Daumen hoch.
Gestaltung: Christine Schäfer - Text: Uwe Scholz (BUND Langen/Egelsbach) - August 2024
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